„Die Heilpraktiker leisten eine sehr gute und wichtige Arbeit!“
Interview mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Krauß
Im Auftrag von Alexander Krauß hat der wissenschaftliche Dienst des Bundestages eine aktuelle Auswertung über den Heilpraktiker-Beruf herausgegeben. Sie lässt mehrere Stimmen der Gesundheitspolitiker und der Heilpraktiker-Verbände zu Wort kommen. In der Auswertung heißt es zusammenfassend, dass die Ausbildung standardisiert werden müsse und der Beruf des Heilpraktikers seitens der Patienten sehr gefragt sei. Dies gelte es im Sinne der Selbstbestimmung jedes Einzelnen zu respektieren. Wir haben Alexander Krauß hierzu befragt:
Welches Gewicht hat der Heilpraktiker-Beruf in Deutschland?
Die Zahl der Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker wächst. Dies spricht dafür, dass die Patienten die Arbeit der Heilpraktiker schätzen. 46 Millionen Patientenkontakte im Jahr stehen für ein hohes Zutrauen. Geschätzt wird von den Patienten vor allem, dass sich Heilpraktiker Zeit für ihre Patienten nehmen – ein rares Gut im Gesundheitswesen. Heilpraktiker sind auf jeden Fall eine Bereicherung für unser Gesundheitssystem.
Was ist Ihres Erachtens der größte Kritikpunkt im Heilpraktikerwesen?
Tatsächlich ist die nicht-standardisierte Ausbildung ein Problem. Sowohl die Heilpraktiker-Anwärter als auch die Patienten möchten diesbezüglich einen Zugewinn an Sicherheit. Wenn es ein bundeseinheitliches Curriculum gäbe, welches einer Zertifizierungskette folgt, so wie es die Initiative für Qualitätssicherung im Heilpraktikerberuf (IQHP) vorschlägt, wäre dies eine große, notwendige und sinnvolle Veränderung.
Ist die Patientensicherheit tatsächlich so gefährdet, wie es in den Medien dargestellt wird?
Wir haben Informationen seitens der Berufshaftpflichtversicherung der Heilpraktiker, dass keine nennenswerte Zahl von Schadensfällen vorliegt.
Im Gegenteil: Die Beitragshöhe der Berufshaftpflicht wurde sogar gesenkt, weil es kaum Schadensfälle gibt. In den Medien werden lediglich Einzelfälle dargestellt, die zwar sehr bedauerlich sind, sich jedoch keinesfalls verallgemeinern lassen. Die Heilpraktiker leisten eine sehr gute und wichtige Arbeit!
Was können die Heilpraktikerverbände tun, um im Reformprozess mitzuwirken?
Insgesamt wünsche ich mir eine größere Sichtbarkeit des Berufsstandes in der Öffentlichkeit und auch im politischen Berlin. Ich lese in den Zeitungen zu selten, welchen guten Job die einzelnen Heilpraktiker in ganz Deutschland machen. Auch in der Gesundheitspolitik sprechen wir zu wenig über die Komplementärmedizin. Da wünsche ich mir noch eine lautere Stimme der Heilpraktikerverbände. Je enger die Verbände sich verzahnen, desto besser wird dies gelingen.
Was bedeutet der Beruf des Heilpraktikers im Hinblick auf die Patientensouveränität?
Das ist ein sehr wichtiges Thema, was in den Diskussionen oft zu kurz kommt. Die Patienten sind mündige Bürger, die selbst entscheiden können, wie und von wem sie sich behandeln lassen möchten. Sie sollten auch entscheiden, ob der behandelnde Arzt mit dem behandelnden Heilpraktiker zusammenarbeitet – wenn auch diese das möchten. Das Kooperationsverbot seitens der Ärztekammern widerspricht der Vorstellung von einem mündigen Patienten.
Das Interview führte Homeira Heidary (Medienbeauftragte IQHP).